Prof. Dr. Ulrich Kaiser – Open Educational Resources / Musiktheorie
Prof. Dr. Ulrich Kaiser – OER / Mth
Prof. Dr. Ulrich Kaiser
Anhand meiner Bewerbung für den Open Education Awards for Excellence 2024 in der Kategorie Educator Award von OE Global können Sie einiges über mein Engagement für Open Educational Practise und Open Educational Resources erfahren. Der Ausschreibungstext:
Educator Award
»This award honors an innovative teacher/professor who has published and/or used a significant body of Open Resources and/or applied Open Practices over a sustained period (at least one year) in their teaching practice. This individual’s open course materials and professional practices have been recognized for impacting student learning and influencing peers to share more openly.«
Zu meiner aufrichtigen, großen Freude wurde ich unter 112 Bewerbungen aus 28 Ländern für die Shortlist des Educator Award ausgewählt. Meine Kolleginnen und Kollegen auf dieser Shortlist sind: Kiranjot Kaur (Conestoga College, Canada), Fatih Yegul (Conestoga College, Canada) und Maria Luisa Zorrilla (Universidad Autonoma del Estado de Morelos, Mexico).
Mein Leben ist dem dem Lernen und Lehren gewidmet, seit etwas mehr als 10 Jahren habe ich meine berufliche Lehrtätigkeit auf Open Educational Practices (OEP) und Open Educational Resources (OER) ausgerichtet. Bis 2009 verliefen mein Lernen und Lehren im Hinblick auf meinen Beruf konventionell. Das heißt: Ich habe viele Bücher gekauft, gelesen und für Verlage auch geschrieben.1
2002 hat mich ein ehemaliger Schüler mit der Idee der Free/Libre-Software-Programmierung bekannt gemacht. Auf der Grundlage dieser Idee begann ich damit, auf selbst programmierten Webseiten für meine Studierenden Tutorials kostenlos zur Verfügung zu stellen.2 Das digitale Angebot setze ich in der Lehre für Blended-Learning- und Flipped-Classroom-Szenarien ein. Chancen und Probleme dieser Praxis habe ich wissenschaftlich reflektiert,3 von den Studierenden wurde das Angebot von Anfang an begeistert aufgenommen.4
Seit über 10 Jahren produziere ich Open Educational Resources (bisher 25 OpenBooks und über 200 Tutorials) zum Musiklernen an Musikhochschulen, Musikschulen und allgemeinbildenden Schulen. Trotz strukturell bedingter Widerstände gegen OER im Bereich der Musik (geistiges Eigentum ./. freie Bildung), hat mein jahrelanger Einsatz für OER und OEP viele Menschen berühren und von der Community-Arbeit überzeugen können. Mit Überführung meiner OER in die Open Music Academy sind meine Materialien nachhaltig und langfristig für alle Interessierten verfügbar.
2009 begann ich nach dem Vorbild des Rheinberg-Verlags1 damit, OpenBooks zur Musik und für den Unterricht an allgemeinbildenden Schulen kostenlos zur Verfügung zu stellen.2 Die Rückmeldungen aus der Praxis waren zahlreich und überaus motivierend,3 in wenigen Jahren wurden über 1.000.000 OpenBooks heruntergeladen. Meine Angebote waren bis zu diesem Zeitpunkt kostenlos (›free beer‹), jedoch nicht wirklich frei (›free speech‹) und zudem an meine Person gebunden (nicht nachhaltig). Deswegen beschloss ich, freie Lizenzen zu verwenden. 2014 stellte ich mein erstes OpenBook unter freier Lizenz (CC BY-SA) auf GitHub zur Verfügung.4 Seit dieser Zeit verwende ich ausschließlich Creative-Commons-Lizenzen (früher CC BY-SA, aktuell CC BY) und zum Erstellen der Materialien Free/Libre-Software (z.B. MuseScore, Scribus, Gimp, Inkscape, Shotcut).
Für viele meiner Kolleg:innen und Studierenden war die Hürde für eine Nachnutzung meiner Open Educational Resources trotz (oder gerade wegen) der Verwendung von Open-Source-Software recht hoch. Oft fehlten Medienkompetenzen, um OER adaptieren oder erweitern zu können. Mit Wikipedia als Vorbild und überzeugt von der Kraft und Leistungsfähigkeit von Communities, gelang mir 2017 der Aufbau eines Musik-Wikis (ELMU | eLearning music).5 Ermöglicht wurde ELMU durch die Unterstützung der Hochschulleitung der HMTM sowie Spenden. Darüber hinaus gründete ich mit Kolleg:innen einen gemeinnützigen Verein, um das Vorhaben abzusichern.6 2021 arbeitete ich zur Skalierung der Plattform für die HMTM einen Antrag für die Stiftung Innovation in der Hochschullehre (StIL) aus.7 Das Projekt wird seither gefördert und aus ELMU wurde OMA (Open Music Academy).8 Ziel der OMA ist es, allen Musiklehrenden und -lernenden ein Tool an die Hand zu geben, das leicht und intuitiv zu bedienen und ganz auf die Anforderungen des Musiklehrens und -lernens zugeschnitten ist. Allen Interessierten wird so die Mitarbeit an OER zur Musik ermöglicht.
Sofern mir die Arbeit als Projektleiter der OMA die Zeit dazu lässt, überführe ich derzeit alle Materialien meiner Domains sowie Bücher unter freier Lizenz auf die OMA und arbeite an neuen Materialien (die Ideen dazu gehen mir nicht aus 😊). 2023 habe ich das OpenBook ›Chorsingen? Easy-Peasy! 12 einfache Chorsätze zum Loslegen‹9 für Kinder veröffentlicht, in diesem Jahr den ›Konzertsatz für Violine solo und Orchester in G-Dur‹ für Laienorchester.10
In der Hochschule arbeite ich an einer Optimierung der Verbindung von analoger und digitaler Lehre. Das Feedback meiner Studierenden ist sehr motivierend.11 Das Spektrum meiner unter CC-Lizenz verfügbaren Arbeiten umfasst Spezialthemen wie das Schreiben von Passacaglien,12 Fugen,13 Sonaten,14 Arrangements,15 Popmusik,16 Filmmusik17 und Seminare,18 Vorlesungen,19 Materialien für den Schulunterricht20 sowie den Musikunterricht an Musikschulen.21
Ich bedauere sehr, dass es meine Materialien nur auf Deutsch gibt. Die Schuld daran trage ich, weil ich mir nie die Zeit genommen habe zu lernen, mich in einer anderen Sprache als meiner Muttersprache differenziert auszudrücken. Ich hoffe sehr, dass Menschen mit entsprechenden Fähigkeiten meine Materialien entdecken, schätzen, adaptieren und übersetzen werden, »damit die gesamte Gesellschaft davon profitiert«.22 Die OMA ist für Mehrsprachigkeit eingerichtet und dazu in besonderer Weise geeignet.
Video zu meinen OER-Publikationstätigkeiten / 2024