Prof. Dr. Ulrich Kaiser – Open Educational Resources / Musiktheorie

Prof. Dr. Ulrich Kaiser – OER / Mth

Prof. Dr. Ulrich Kaiser

Lehrverständnis (HMTM)


Auf einen Vorschlag der Studierenden der HMTM durfte ich mich in den Jahren 2023 und 2024 für den vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst ausgelobten Preis für gute Lehre bewerben. Hier finden Sie Materialien zu diesen Bewerbungen.

Studentische Vorschlagsbegründung (2023)

Herr Prof. Dr. Kaiser forscht auf höchstem Niveau über die Theorie der Sonatenhauptsatzform, aber auch im Feld der Pop/Rock/Schlager Musik, was ein außergewöhnlich breites Spektrum der Musikgeschichte und Gegenwart abdeckt. Aber noch wichtiger: er möchte das Musiklernen allen frei zugänglich, und erreichbar machen. Deshalb arbeitet er seit Jahrzehnten an Lehrbüchern aller Stufen, Open Educational Ressources (OER), Blended Learning, und baut seit einigen Jahren die Open Music Academy (früher ELMU Education e.V. genannt). Diese Online-Plattform sammelt und veröffentlicht originale Beiträge zu nahezu allen Aspekten des Musiklernens.
Sein enormes Wissen, seine Begeisterung und sein innovatives Denken schafft er sowohl in seinen Vorlesungen und Seminaren, als auch in seinen Publikationen, in ansteckender Form, herüberzubringen!
Es würde mich freuen, wenn seine außergewöhnlichen Leistung besonders anerkannt wäre, wie z.B. durch den Preis ›gute Lehre‹.

Studentische Vorschlagsbegründung (2024)

Er engagiert sich über sein Fach hinaus für eine zukunftsweisende Lehre, die Student*innen mit den Tools ausstattet und in Selbstreflexion übt, sodass man sich auch zukünftige Themengebiete in einem möglicherweise veränderten Arbeitsumfeld aneignen kann. Hierfür scheut er keine Mühen, auch externe Experten einzuladen, und die Seminare interdisziplinär zu gestalten. Ein Gastbeitrag von Prof. Ali Nikrang z.B. war für mich besonders prägend. Oder auch die Organisation eines Workshops mit Marti Fischer sollte hier erwähnt werden. Generell nimmt Prof. Kaiser studentische Anliegen ernst und verfolgt selbst (in doppelter Hinsicht ;-)) unkonventionelle Vorschläge mit aller Ernsthaftigkeit.

2024 wurde ich darüber hinaus für mein Lehrengagement für die Shortlist des internationalen Open Education Award for Excellence‹ 2024 von OE Global in der Kategorie ›Educator Award‹ nominiert. In dieser Ausschreibung hat die Open Music Academy der Kategorie Open Infrastructure den Open Education Award for Excellence‹ 2024 gewonnen.



Bewerbung für den Preis für gute Lehre 2025

Leitfrage: Welche Lehrphilosophie bzw. Überzeugungen prägen Ihre grundsätzliche Auffassung von Lehre?

Antwort: Angesichts des Tempos gesellschaftlicher Veränderungen durch digitale Innovationen verstehe ich exzellente Lehre heute als einen im hohen Maße dynamischen Prozess. Dieser Prozess gleicht einem neuronalen Netz, in dem Studierende und Lehrende wie Neuronen über Kommunikation miteinander verbunden sind. Das Lernen findet dabei immer parallel und auf verschiedenen Ebenen statt. Studierende lernen an Musikhochschulen idealerweise anhand von Fachinhalten, durch künstlerische Praxis und durch Vorbilder, Lehrpersonen lernen in Unterrichtssituationen, durch künstlerische Vorhaben oder wissenschaftliche Forschung. Nach diesem Bild lässt sich exzellente Lehre nicht über statische Eigenschaften wie fachlich ausgearbeitete Curricula oder Materialien beschreiben, sondern nur als Qualität verstehen, die sich agil und dynamisch um angemessene Fachinhalte in Hinblick auf die rasanten gesellschaftlichen Entwicklungen bemüht.

Leitfrage: Bitte beziehen Sie sich im Folgenden bitte auf ein bestimmtes Lehrformat (z.B. Einzelunterricht, Seminar o.ä.) oder eine spezifische Lehrveranstaltung, die Sie als besonders beispielhaft für Ihre Lehrtätigkeit ansehen. Bitte machen Sie folgende Angaben dazu:

Antwort:
Seminar (Format)
Open Educational Practises im Kontext der Digitalisierung / Projekt (IM 2) (Titel der Lehrveranstaltung)
12 (Anzahl der Studierenden)
Lehramt (Studienfächer der Studierenden)
7. bis 9. FS (Semester der Studierenden)

Leitfrage: Welche konkreten Lernziele verfolgen Sie in dem von Ihnen gewählten Format bzw. der von Ihnen gewählten Lehrveranstaltung?

Antwort: Dieses Seminar bietet eine Annäherung an die Themen Open Educational Practices (OEP) und Open Educational Resources (OER). Ziel ist es, gängige Missverständnisse, Aspekte der Medienethik und der Medienkompetenz sowie ausgewählte Kontexte wie das Urheberrecht und Creative-Commons-Lizenzen zu besprechen. Darüber hinaus wird die Frage nach der sozialgesellschaftlichen Relevanz von OEP diskutiert. Nach Einführung in die Thematik geht es um die praktische Arbeit an OER, also um das Besprechen und Realisieren einer eigenen, künstlerisch/pädagogischen Projektidee sowie nach Möglichkeit um die Veröffentlichung der Projektergebnisse auf der Open Music Academy.

Leitfrage: Welche spezifischen didaktischen und methodischen Ansätze setzen Sie in dem von Ihnen gewählten Format bzw. in der gewählten Lehrveranstaltung ein?

Antwort: Der didaktisch-methodische Ansatz des Seminars kombiniert Produkt- und Prozessorientierung. Die Produktorientierung liegt darin, dass jede*r Studierende das Ziel verfolgt, ein qualitativ hochwertiges, öffentlich zugängliches Lern- oder Lehrmaterial zu schaffen, das sowohl für die spätere Berufspraxis als auch für andere Musiklernende oder -lehrende einen Mehrwert bietet. Das Material soll nachhaltig sein und deswegen als Open Educational Resource (OER) bzw. unter freier Lizenz auf der Open Music Academy (OMA) veröffentlicht werden.
Die prozessorientierte Komponente fokussiert den Lern- und Entwicklungsprozess. Reflexionen und Feedbackschleifen begleiten die Arbeitsschritte von der Konzeption bis zur Veröffentlichung. Teamarbeit, Kreativität und iterative Verbesserungen stehen dabei im Mittelpunkt. Studierende lernen, konstruktiv mit Herausforderungen umzugehen, ihre technischen Fertigkeiten in der medialen Umsetzung zu erweitern und ihren Arbeitsprozess kritisch zu reflektieren.
Als digitales Tool wird die Open Music Academy genutzt, die sich optimal für dieses Lernszenario eignet. Die Studierenden werden über ihre Hochschul-Mailadresse in einen virtuellen Seminarraum eingeladen. Der Raum ist kollaborativ (mit Schreib- und Leserechten für alle Teilnehmenden) und ermöglicht eine geschützte, gemeinsame Arbeit auf Augenhöhe. Die ersten vier Sitzungen stehen vollständig ausgearbeitet zur Verfügung (mit Downloadmöglichkeiten, falls einzelne Sitzungen nicht besucht werden können). Sie bieten Informationen und Arbeitsmöglichkeiten zu den Themen OER/OEP, Open-Source-Idee, Urheberrecht und Lizenzen sowie Hilfen zu den Möglichkeiten der OMA. Weitere Inputs sind optional und individuell wählbar zu Themen wie A/V-Open-Source-Software, A/V-Hardware, Beleuchtung und Greenscreen, etc.
In einer Tabelle werden alle Vorhaben gesammelt, die vorhandenen Kompetenzen, mögliche Schwierigkeiten und ggf. Kooperationen besprochen. Anschließend erstellt jede*r Studierende ein persönliches Arbeitsdokument auf der OMA, das die einzelnen Schritte von der Planung bis zur Fertigstellung der individuellen OER dokumentiert. Dieses Dokument ermöglicht den Austausch und die kollaborative Arbeit zwischen den Studierenden untereinander sowie zwischen Studierenden und der Lehrperson. Die Zusammenarbeit ist dabei nicht lernortbezogen, sondern kann auch dezentral und zeitunabhängig erfolgen, was sich angesichts der zeitlichen Belastung der Studierenden als sehr hilfreich erwiesen hat.

Leitfrage: Auf welche Weise fördern Sie die Aktivität, Mitgestaltung und Autonomie der Studierenden im Rahmen Ihrer Lehrtätigkeit?

Antwort: Zentrales Anliegen ist die laterale Seminargestaltung, die sich für Themen eignet, bei denen kreatives, kollaboratives Arbeiten im Mittelpunkt steht und in denen ggf. Problemlösungen gemeinsam entwickelt werden müssen. Flache Hierarchien sind im IM2 für mich unverzichtbare Grundlage für die vertrauensvolle, wertschätzende und ein gemeinsames Ziel fokussierende Zusammenarbeit.
Die formale Vorgabe 'Erstellung einer OER' ermöglicht, dass die Projektziele inhaltlich ausnahmslos durch die Studierenden selbst bestimmt werden. Konkrete Beispiele: Erklärvideos zu Instrumenten (z.B. Harfe, Gitarre, Trompete usw.), zum Musizieren an Musikschulen (z.B. Playalong für das Geigen mit leeren Saiten für Kinder), Erstellung von Materialien zum Klassenmusizieren, Anleitungen zur Bodypercussion u.v.a.m. Die Projekte wurden über die OMA veröffentlicht und sind frei zugänglich. Meine Aufgabe liegt in der Beratung sowie Hilfe zur Reflexion. Wird die Expertise anderer Fächer benötigt, bemühe ich mich um die Vermittlung von Kooperationen. Bis auf die vier Einführungsveranstaltungen liegt darüber hinaus auch die Auswahl der Seminarinhalte, die sich mit technischen Kompetenzen beschäftigen, in der Verantwortung der Studierenden (z.B. Video, Audio, Grafik, Textgestaltung, Präsentationen mit den Plugins der OMA usw.). Dabei stehe ich den Studierenden während der gesamten Unterrichtszeit in Präsenz zur Verfügung, auch dann, wenn bei aktuellen Arbeitsschritten keine Hilfe benötigt wird.

Leitfrage: Wie reflektieren Sie Ihre Lehrpraxis und entwickeln diese weiter?

Antwort: Erfahrungsgemäß erhalte ich in den IM2-Seminaren regelmäßig Feedback der Studierenden (in der Regel ein sehr positives), und es gehört zu meiner didaktischen Überzeugung, in jedem Feedback eine konstruktive Beteiligung zu sehen, die zu einer Verbesserung der Seminargestaltung führen kann. Darüber hinaus wäre jedoch ein anonymes und professionelles Evaluationsverfahren, wie es an der HMTM den Lehrenden mit Gruppenunterricht in den Jahren 2019 bis 2022 zur Verfügung gestellt worden ist, hilfreich für die Weiterentwicklung von Unterrichtsgestaltungen. Da es auch Ziel ist, den Studierenden im Umgang mit konstruktiver Kritik ein Vorbild zu sein, veröffentliche ich die offiziellen Evaluationen meiner Veranstaltungen zur Herstellung von Transparenz auf meiner Homepage und nehme diese zur Grundlage für die Verbesserung meines Unterrichts.

Leitfrage: Warum sollte Ihre Lehre mit einem Lehrpreis ausgezeichnet werden?

Antwort: Aus meiner persönlichen Perspektive liegt das Besondere meines Unterrichts im Engagement für Nachhaltigkeit, Offenheit und Transparenz. Seit über 10 Jahren produziere ich Open Educational Resources (bisher 25 OpenBooks und über 200 Tutorials) zum Musiklernen an Musikhochschulen, Musikschulen und allgemeinbildenden Schulen. Trotz strukturell bedingter Widerstände gegen OER im Bereich der Musik (geistiges Eigentum ./. freie Bildung) hat mein jahrelanger Einsatz für OER und OEP viele Menschen berühren und von der Community-Arbeit überzeugen können. Ein Ergebnis meines Engagements ist die Open Music Academy mit aktuell über 1.000 Dokumenten und über 1.900 Nutzerinnen und Nutzern, die 2022 eine Empfehlung des Bundesverbands Musikunterricht erhalten hat, 2024 für den Enter Award in der Kategorie Pionierleistung nominiert und im selben Jahr von OE Global mit dem Open Education Award for Excellence in der Kategorie Open Infrastructure ausgezeichnet worden ist.


Ergebnis

2025 wurde mein Lehrkonzept von der Leitung der Hochschule für Musik und Theater München für den Preis für gute Lehre des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst ausgewählt und zur Auszeichnung vorgeschlagen.

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