Prof. Dr. Ulrich Kaiser – Open Educational Resources / Musiktheorie

Prof. Dr. Ulrich Kaiser – OER / Mth

Prof. Dr. Ulrich Kaiser

Kommunikation


Was heißt es, wissenschaftlich zu arbeiten und zu kommunizieren? Gehören Fremdworte, Fachbegriffe und Unverständlichkeit dazu? Auf dieser Seite finden Sie meine persönlichen Gedanken zur Kommunikation im Wissenschaftssystem (oder ganz allgemein: zur Wissenschaft der Gesellschaft).


Wissenschaftliche Kommunikation?

Diese Frage nach einer Definition wissenschaftlicher Kommunikation mag Furcht einflößen, Diskussionen heraufbeschwören und zur Vorsicht gemahnen. Im Folgenden möchte ich deshalb versuchen, mein Wissenschaftsverständnis über eine Metapher zu skizzieren. Die Veranschaulichung könnte unernst erscheinen, ist jedoch vollkommen ernst gemeint und basiert auf einem konstruktivistischen Verständnis, dass an Niklas Luhmanns Überlegungen zur Wissenschaft orientiert ist.

Nach Niklas Luhmann ...

... und metaphorisch gesprochen

Wissenschaft ist ein Kommunikationssystem, das eine Umwelt hat (die übrige Gesellschaft). Das Wissenschaftssystem ist in verschiedene Subsysteme (= fachspezifische Kommunikationen) ausdifferenziert, es operiert autopoietisch, operativ geschlossen und beschäftigt sich mit selbsterzeugter Unsicherheit.

Wissenschaft ist wie eine Spielhalle und wissenschaftliches Arbeiten wie ein Spiel. Ziel des Wissenschaftsspiel ist es, überprüfbares Wissen zu generieren. In der Spielhalle spielen Fachwissenschaften an verschiedenen Tischen Varianten des Wissenschaftsspiels. An allen Tischen der Spielhalle gelten die allgemeinen Geschäftsbedingungen des Wissenschaftsspiels, von Spieltisch zu Spieltisch jedoch können sich die Spielregeln der individuellen Spielarten unterscheiden.

Die ausdifferenzierte Gesellschaft als System besteht aus Teilsystemen (z.B. Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Erziehung usw.), welche spezifische Leistung für die Gesellschaft bzw. das gesamte System erbringen.

Jeder Mensch kann am Wissenschaftsspiel teilnehmen, doch niemand muss es. Ganz nach persönlichem Geschmack kann man sich auch für ein anderes Gesellschaftsspiel entscheiden (z.B. als Lehrer im Erziehungssystem, als Richterin im Rechtsystem, als Banker im Wirtschaftssystem oder als Politikerin im Politiksystem usw.). Die Spielerinnen und Spieler des Wissenschaftsspiels nennt man Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Die Wissenschaft als System operiert aktuell mit der Codierung wahr/unwahr (das war nicht immer so). Beiträge, die nachweisbar auf Betrug, Täuschung oder unsauberer Arbeit basieren, sind im Wissenschaftssystem nicht anschlussfähig, werden als Betrug deklariert und ausgeschlossen (z.B. Entzug der Promotion und/oder zivilrechtliche Konsequenzen).

Die Regeln des Wissenschaftsspiels werden von den Spielerinnen und Spielern des Wissenschaftsspiels selbst gemacht. Betrugsfälle bzw. Regelverletzungen sollten der Spielhallenaufsicht (= Ombudsperson für gute wissenschaftliche Praxis) gemeldet werden. Ein aufgedeckter Betrugsfall kann ein Hausverbot bzw. den Ausschluss aus dem Wissenschaftsspiel oder empfindliche Strafen nach sich ziehen.

Der Wechsel des wissenschaftlichen Paradigmas ist möglich, allerdings nicht innerhalb eines Forschungsvorhabens. Beispiel: Man kann nicht die Möglichkeit der Erforschung einer Autorintention grundsätzlich in Frage stellen (z.B. aus der Perspektive der konstruktivistischen Systemtheorie) und sich der Erforschung einer Autorintention widmen (z.B. aus der Perspektive einer spezifischen Spielart musikwissenschaftlicher Hermeneutik).

In der Spielhalle ist ein Wechsel von Spieltisch zu Spieltisch generell möglich, üblicher Weise aber nicht innerhalb eines Spiels (= Forschungsvorhabens).

Regeln (am Spieltisch) einer konstruktivistischen Systemtheorie

Musikwissenschaft und Musiktheorie

Musikwissenschaftliche und musiktheoretische Forschung gehen im Hinblick auf Problem und Problemlösung entgegengesetzt vor:

In diesem Sinne wird musikwissenschaftliche Forschung in der institutionellen Musiktheorie und musiktheoretische Forschung in der institutionellen Musikwissenschaft praktiziert.

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